Bremssattel überholen

(Dieser Text soll als Hilfestellung dienen. Bitte beachten Sie dass es sich hierbei um ein sicherheitsrelevantes Bauteil handelt. Für eventuell entstehende Schäden übernehme ich keinerlei Haftung!)

Wer seine alten Gummibremsschläuche gegen Stahlflex-Bremsschläuche austauscht, sollte im selben Zuge den Bremssattel überholen, um für eine perfekte Bremse zu sorgen.

Den Bremssattel zu überholen ist gar nicht schwierig, wenn man weiß wie. Es geht hierbei auch nicht um das komplette Zerlegen des Sattels, sondern um die Reinigung des Kolbens und dem Erneuern der Vierkantdichtringe und der Staubmanschetten.

 

knapp EUR 10 / DM 20, die über
funktionieren oder schleifen entscheiden

Bremssattel Dichtsatz: kleines Bauteil, große Wirkung !!

Zubehörteile

Vorab benötig werden unter anderem:
Bremssattel- Dichtsatz, bestehend aus den Vierkantdichtringen und den Staubmanschetten. Diese Dichtsätze gibt es von Lucas und ATE im Fachhandel, oder auch direkt beim Fahrzeughersteller. Die Preise liegen meist bei ca. DM 20,00 pro Satz.
Schmale Holz- / Kunststoffbrettchen aus dem Hausbau für die Montage der Fenster. Diese gibt es in unterschiedlichen Farben / Dicken (2mm, 3mm, 4mm, 5mm, 1cm) bei Schreinern und ähnlichen Fachbetrieben.
Autosol, oder eine andere Chrompolitur
Bremsenreiniger
Bremsenmontagepaste (spezielle Montagepaste zum Einsetzen der Kolben)
Schraubzwingen
Kleine Messingbürste (Zündkerzenbürste)

All diese Utensilien sollte man normalerweise im Autozubehör-Fachhandel bekommen (ATU, Stahlgruber, etc.), Chrompolitur, Bremsenreiniger und Messingbürste aber auch im Motorradzubehör (Hein Gericke u.a.).

Das passende Werkzeug zum Lösen der Sättel, auffangen von Bremsflüssigkeit, Drahtbürste etc. setze ich voraus.

Um die Kolben aus den Sätteln zu bekommen werden von verschiedenen Fach-Zeitschriften/Reparaturanleitungen unterschiedliche Tipps mit Druckluft oder Fettpressen gegeben. Meiner Meinung nach recht umständlich und zum Teil auch gefährlich, was die Verwendung von Druckluft angeht...

Der von mir beschriebene Vorgang des Herausdrückens des Bremskolbens nutzt das bestehende System selbst.

Je nachdem welche Möglichkeiten (Platz/Zeit) man hat, kann man ganz einfach nur die vorderen Sättel, oder alle Sättel mit dieser Methode überholen.

Gehen wir von einem Fahrzeug aus, bei dem die vorderen Bremssättel überholt werden sollen.

- Radbolzen / -schrauben lösen
- Fahrzeug vorne sicher aufbocken
- Räder abnehmen
- Sättel lösen und am besten neben dem Federbein am alten Bremsschlauch auf einen 10l Eimer legen.
Nun nutzt man das noch geschlossene Bremssystem um die Kolben
(egal ob Einkolben Faust- / Schwimmsattel, oder 4-Kolben Festsattel) mittels einfachem betätigen des Bremspedals vorsichtig herauszuschieben.

Der Z1 hat vorne einen Einkolben Faustsattel (siehe Bild 1,2 und 3)

Bild 1

Bild 2
Bild 3

An der Hinterachse gibt es beim Z1 zwei verschiedene Ausführungen der Bremsanlage. Beide Ausführungen sind mit einem Festsattel bestückt. Die Unterschiede beider Versionen ist die Position der Bremse.

Bild 4

 

Bild 5

Zum Vergleich in Bild 6 ein 4 Kolben Festsattel eines BMW 02/E12

Bild 6

Lösungsweg 1:
Den einen Sattel kann man auf der Bremsscheibe gesteckt lassen, während man den Kolben auf der anderen Seite mittels vorsichtigem Pumpen aus dem Sattel schiebt. Das Bremspedal niemals voll durchtreten und auch rasche Pumpbewegungen vermeiden, da sonst die Dichtungen im Hauptbremszylinder überdehnt werden können, oder Dreck sich löst und den Hauptbremszylinder zerstören könnte.

Wenn es den Anschein hat, dass der Kolben fast aus dem Bremssattel herausgepresst hat, blockiert man mittels der Holzplättchen und der Schraubzwinge den einen Kolben, legt den Sattel auf den bereitstehenden Eimer und kann den anderen Sattel von der Bremsscheibe nehmen und den Kolben dort auf die gleiche Art und Weise vorsichtig herauspumpen.

Wenn man auch hier der Meinung ist, dass der Kolben fast herausfällt, sollte man versuchen den Kolben per Hand herauszuziehen, da sich die Kolben dann wirklich sehr einfach bewegen lassen (ansonsten nochmals Stück für Stück abwechselnd pumpen).

Wenn man die Kolben herausgenommen hat, läuft die aggressive Bremsflüssigkeit aus, diese mittels geeignetem Behältnis auffangen und fachgerecht entsorgen...
ACHTUNG : aggressiv gegenüber Kunststoffen, Gummi, Lacken, etc...

Lösungsweg 2:
Man legt beide Sättel auf die bereitstehenden Eimer und legt zwischen Kolben und "Klaue" die verschieden Dicken Distanz-Plättchen (auf jeder Seite gleich viel!) und pumpt mittels des Bremspedals vorsichtig bis an die Plättchen. (siehe Bild 7 und 8)

Bild 7
Bild 8

Nun kann ein Plättchen auf jeder Seite entfernt werden und die Kolben wieder ein Stück heraus gepumpt werden.

Diese Methode hat den großen Vorteil, dass man beide Kolben parallel heraus pumpt und man nicht Gefahr läuft, den einen Kolben schon herausgepresst zu haben, während der andere noch im Sattel hängt.

Bild 9

Nackter Bremssattel noch fest mit dem Bremsschlauch verbunden

Bild 10

Distanzplättchen eingelegt und Kolben langsam mittels Bremspedalpumpen hervorgedrückt

 

Bild 11

Bremskolben noch weiter herausgeschoben, Staubschutzmanschette fängt an sich zu dehnen

 

Auch bei diesem Weg kann man zum Schluss die Kolben per Hand herausziehen und die aggressive Bremsflüssigkeit tritt aus. Diese mittels geeignetem Behältnis auffangen und fachgerecht entsorgen...
ACHTUNG : aggressiv gegenüber Kunststoffen, Gummi, Lacken, etc...


Welcher Lösungsweg verwendet wird hängt u.a. vom Sattel ab (bei einem 4-Kolben Faustsattel ist es z.T. sehr schwierig die Kolben der anderen Seite zu blockieren).

Bei sehr widerspänstigen Kolben funktioniert Anfangs erst der erste Weg, während man dann nach dem eigentlichem "Gangbarmachen" der Kolben die sichere Variante 2 wählt.

Nun können die Bremsschläuche vom Sattel gelöst werden und die Sättel bearbeitet werden.

Die Sättel können von außen mittels Drahtbürste gesäubert werden. Hierbei sollte man besonders die Führungsschienen für die Bremsbeläge gründlich reinigen.

Beim Schwimmsattel sollte man die Führungsbuchse ebenfalls polieren, anschließend fetten und den Gummifaltenbalg mit Lagerfett füllen.

Die Innenseite des Sattel mittels Bremsenreiniger, Messingbürste und Lappen reinigen und den Bremsstaub / Oxidationen entfernen.

Dort wo der Kolben saß, werden die Staubmanschette und der alte Vierkantdichtring vorsichtig entfernt und eventuelle Verunreinigungen mittels Bremsflüssigkeit / Autosol und in hartnäckigen Fällen im Bereich des Vierkantdichtringes mittels Messingbürste gereinigt.
Als Endreinigung sollte der Sattel mittels Bremsenreiniger ausgewaschen / abgespült werden und trocknen.

Den ausgepressten Kolben kann man mittels Autosol wieder auf Hochglanz polieren.
Kleine Rostpickel / Dreck auf der Verchromung kann man somit entfernen, sollte sich der Chrom allerdings lösen, tiefe Rostnarben oder Ausbrüche haben, empfehle ich einen Austausch...

In den aufgearbeiteten Sattel kann man nun die neuen Vierkantdichtringe einsetzen. Diese dünn mit der Montagepaste bestreichen, ebenso die Lauffläche im Sattel sowie seitlich am Kolben selbst.

Die Montage der Staubschutzmanschette ist ein Geduldsspiel, da die Staubmanschette sowohl im inneren des Sattels in einer Nut sitz, als auch am Kolben selbst.
Als kleine Hilfestellung:
Man sollte versuchen, die Staubschutzmanschette hinten leicht auf den Kolben zu ziehen (noch nicht bis in die Nut) und dann versuchen, Kolben und Staubschutzmanschette in den Sattel zu setzen. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Staubschutzmanschette nicht beschädigt wird und sich der Kolben nicht verkantet.
Wenn die Manschette auch im Sattel in der Nut sitzt, rastet auch die Manschette auf dem Kolben ein, wenn man diesen dann in den Sattel schiebt.

Der Kolben lässt sich normalerweise einfach in den Sattel zurückschieben (kräftiger Druck mit beiden Daumen genügt!).

Sollte der Kolben sich nicht per Hand einschieben lassen:
VORSICHT!! Meist hat er sich leicht verkantet !! Nicht mit Gewalt einpressen, Kolben vorsichtig herausziehen und neu versuchen !!
(Selbst bei den aufgearbeiteten Festsätteln meines 02er BMW konnte ich die Kolben mittels "Daumendruck" einsetzen)

Beide Sättel sind nun überholt und wieder perfekt gangbar !

Nun können die Bremsbeläge wieder eingesetzt werden, die Sättel montiert und an die NEUEN (!!!), am besten Stahlflex-Bremsschläuche angeschlossen werden.

Bitte nicht die 5-15 Jahre alten Gummischläuche wiederverwenden, ansonsten war die ganze Arbeit umsonst gewesen und der Kolben hängt nach kurzer Zeit wieder, da die Gummischläuche nach innen zugequollen sind !

Das Bremssystem muss nun wieder entlüftet werden und alle Bauteile mit den entsprechenden Drehmomenten (siehe Herstellerangaben) angezogen werden.
Materialkosten mit neuen Bremsbelägen, Stahlflex, Dichtsatz, Kleinteile zwischen DM 250 und DM 500, Arbeitsaufwand einen Samstag-Nachmittag, anstatt wie im Falle eines Bekannten DM 1980 für zwei neue Alpina Bremssättel (da BMW die Sättel tauschen wollte!)

Rückfragen steht Alf Dickhaut gerne zur Verfügung

Dieser Bericht wurde zur Verfügung gestellt von der Fa. Dickhaut-Specials

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